Katholischer Deutscher Frauenbund Schierling

   
Zwölf Nächte für gruslige Gestalten

Josef Probst erzählte beim KDFB-Vortrag vom Brauchtum in den Rauhnächten

Im bayrischen Wald gibt es noch viel Brauchtum rund um die Rauhnächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag. Da wird ein Reisigbesen verkehrt neben der Haustür aufgestellt, um die Drud abzuhalten, es wird Weihwasser bei Autofahrten mitgenommen, um die Weiße Frau abzuwehren, und Haare werden in dieser Zeit nicht geschnitten, weil sie sonst ausfallen. Bei der KDFB-Monatsversammlung im November erzählte der Heimatforscher und Buchautor Josef Probst von den übersinnlichen rauhen Gesellen, die in diesen Nächten umgehen.

 
Josef Probst
   
 

Ja, es bestand die Gefahr, dass man sich bei diesem Vortrag fürchten könnte, aber trotzdem – oder gerade deswegen – waren im dunklen, nur durch flackerndes Kerzenlicht etwas erhellten katholischen Pfarrheim fast alle Plätze besetzt, als Josef Probst zu reden begann. Mit Hilfe einer Power-Point-Präsentation untermauerte er seine Argumente und zeigte Bilder und einen Film vom Brauchtum zu den Rauhnächten. Probst stellte sich zuerst vor und dann begann auch bald das Gruseln.

Manche Geschichten mögen in früherer Zeit zwar wegen den flackernden Schatten des Kerzenlichts oder der Petroleumlampen in den Häusern entstanden sein oder durch die Geräusche einer rauhen, stürmischen Winternacht, aber nicht alles lässt sich wissenschaftlich erklären. Wenn zum Beispiel genau zum Todeszeitpunkt eines nahen Angehörigen das Bett wackelt oder der Schatten dieser Person in der Tür steht, ist das doch sehr unheimlich. Oder wenn man die ganze Nacht einen Druck auf der Brust hat, der keine körperlichen Ursachen hat und am Morgen wieder verschwunden ist, schleicht sich doch der Glaube an die Drud ein und man stellt sicherheitshalber einen Reisigbesen verkehrt herum neben die Haustür oder man steckt ein spezielles Drudenmesser mit neun Monden, neun Kreuzen und dem IHS-Zeichen auf der Klinge mit der Schneide nach oben in den Türrahmen, damit sich die Drud draufsetzen muss und sich zerschneidet.

„Fast jede Burg hat ihre weiße Frau“, berichtete Josef Probst. „Das ist zum Beispiel eine Frau, die in früher Zeit von Freunden oder Feinden eingemauert wurde, noch unerlöst ist, Wanderern oder Autofahrern erscheint und sie zu Tode erschreckt.“ Auch über die sogenannte „Wilde Jagd“ gibt es angeblich wahre Berichte. Hört man die Wilde Jagd kommen, muss man sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden werfen und Arme und Beine überkreuzen, dann zieht sie vorbei. Wenn man sie anschaut, verschwindet man, als wär man nie da gewesen. Auch der „Bluadige Thamerl“ verbreitet in der Thomas-Nacht Angst und Schrecken, weil er mit einem Hammer an Fenster und Türen schlägt. Durch Krampus- und Perchten-Umzüge versucht man, die bösen Geister fern zu halten. Denn wenn die überirdischen Wesen sehen, dass schon wilde Gesellen da sind, ziehen sie schnell weiter. Beim Wolf-Ausläuten mit großen, um die Hüften gehängten Glocken soll der Götterwolf davon abgehalten werden, in der längsten Nacht die Sonne zu fressen.

   

Die KDFB-Vorsitzende Maria Schmalhofer (mit einem seiner Bücher) dankte Josef Probst (mit einem Hexen-Stühlchen) für die Ausführungen zur Rauhnachtszeit.

   

Die Salben und Tränke, die in den Rauhnächten angerührt werden, haben eine besonders starke Wirkung. Manche Bauern oder Knechte nächtigen sogar im Stall, weil die Tiere in diesen Nächten um Mitternacht zu den Menschen sprechen und sagen, was ihnen nicht passt und was die Zukunft bringt. In den Rauhnächten muss man die Türen besonders leise schließen, sonst schlägt der Blitz ein. Und wenn in diesen Tagen die Haare geschnitten werden, fallen sie bald darauf aus. Auch besondere Orakel gibt es, mit denen man wichtige Ereignisse der Zukunft vorhersehen kann. So zeigt jeder der zwölf Tage das Wetter eines Monats des nächsten Jahres an. Ist es beim Gang zur Mette klar und trocken, gibt es im Folgejahr eine gute Ernte. Und wer sich während der Christmette vorne beim Altar auf ein kleines, speziell angefertigtes Hexen-Stühlchen setzt, dem müssen sich anwesende Hexen zu erkennen geben.

Die Traditionen und Brauchtümer zu den Rauhnächten werden von Generation zu Generation weitergegeben und natürlich auch bereichert. Immer wieder berichtet jemand von einer Sichtung der ein oder anderen furchterregenden Gestalt, was natürlich den Glauben daran und die Angst davor wieder auf’s Neue schürt. Die Wilde Jagd und die weiße Frau sind überall präsent. Dazu die Habergeiß, die Drud, das Fetzenmoagl, der bluadige Thamerl, die bluadige Luzier, das Mehlweibl oder der Klaubauf. Das Besenweibl kommt ganz am Ende der Rauhnachtszeit und beendet den ganzen Spuk, indem es mit ihrem Reisigbesen die letzten Überbleibsel der wilden Jagd auskehrt. Zum Abschluss des Vortrags bedankte sich die KDFB-Vorsitzende Maria Schmalhofer bei Josef Probst für die oft grusligen, aber doch sehr informativen Ausführungen.

   




   

   

   


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